In der nordischen Mythologie ist Heimdall der Wächter unter den Göttern. Er ist nicht besonders tapfer, jedenfalls nicht so tapfer wie sein kraftstrotzender Bruder Thor oder sein Vater, der allwissende Schöpfergott Odin. Aber Heimdall hat eine Gabe: Er sieht alles, selbst seine eigenen Augenbrauen. Darum ist es seine Aufgabe, wachsam zu sein. Tag und Nacht sitzt er beobachtend auf dem Dach von Wallhall während alles seinen geregelten Gang geht: Täglich üben sich die Krieger im Kampf, jeden Abend sind ihre Wunden verheilt und sie können gemeinsam zechen – Wallhall ist ein wahres Kriegerparadies. Doch schon bald werden sie gemeinsam mit den Göttern in die finale Schlacht ziehen. Dann nämlich, wenn der große Wolf die Sonne frisst und damit Ragnarök, das Ende der Welt, einleitet. Dann wird Heimdall sie alle rechtzeitig mit seinem großen Horn warnen müssen. Den Blick auf die Sonne geheftet, wartet er also und schweift dabei mit seinen Gedanken ab. Was, wenn er versagt?

In markanten Schwarz-Weiß-Zeichnungen greift Max Baitinger Motive und Formen der altisländischen Götterlieder auf. Mit den Augen des grüblerischen Gottes Heimdall betrachtet, wird aus der Sage vom Untergang der Welt eine menschliche wie komische Erzählung über Ängste und Zweifel.

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